Metin Akay (Name geändert), ein 44-jähriger Schweizer mit türkischen Wurzeln, steht im Zentrum eines der größten Glücksspielskandale der Schweiz. Sein Netzwerk aus illegalen Internetseiten und Spielstätten generierte Hunderte Millionen Franken, bevor es von den Behörden aufgedeckt wurde.
Ein Netzwerk voller Geheimnisse
Im Oktober 2022 erhielten SRF Investigativ und Reflekt eine anonyme E-Mail mit schwerwiegenden Vorwürfen. Die Bezahlkarte Antepay, die zwischen 2019 und 2021 als Hauptsponsor des FC Zürich diente, war angeblich tief in illegale Glücksspielgeschäfte verstrickt. Die Karte wurde genutzt, um auf Plattformen wie solobet.com und in physischen Glücksspielstätten Geld zu setzen.
Das Netzwerk erstreckte sich über mehrere Regionen und operierte mit einer Vielzahl von Partnern, die in unterschiedlichen Rollen beteiligt waren. Diese Struktur ermöglichte es der Organisation, ihre Aktivitäten zu verschleiern.
Die Ermittlungen enthüllten, dass die illegale Nutzung der AntePay Karte nicht nur auf Online Casino Seiten beschränkt war. Auch in Lokalen, die als Spielstätten fungierten, wurde die Karte eingesetzt.
Die Rolle des FC Zürich
Der FC Zürich, einer der größten Fußballvereine der Schweiz, geriet unfreiwillig in den Fokus dieses Skandals. Präsident Ancillo Canepa betonte, dass man sich auf die Expertise der Vermarktungsfirma InfrontRingier verlassen habe, die für den Sponsoring-Deal verantwortlich war.
Der Vorfall wirft jedoch die Frage auf, wie gründlich solche Partnerschaften geprüft werden. Es zeigt sich, dass auch große und etablierte Vereine Opfer von kriminellen Machenschaften werden können, wenn sie sich nicht ausreichend absichern.
Die Enthüllungen haben den FC Zürich dazu veranlasst, seine internen Prozesse zu überdenken und zu optimieren. Der Verein hat angekündigt, in Zukunft noch stärker auf Transparenz und Kontrolle bei der Auswahl seiner Partner zu achten. Diese Maßnahmen sollen sicherstellen, dass derartige Vorfälle in Zukunft vermieden werden und der Verein seine Integrität bewahren kann.
Akays Verhaftung und der gerichtliche Prozess
Im September 2023 führte eine großangelegte Überwachungsaktion zur Verhaftung von Metin Akay und weiteren Mitgliedern des Netzwerks. Bei der Durchsuchung fand die Polizei nicht nur große Bargeldbeträge, sondern auch zwei Pistolen. Akay, der bereits 15 Monate in Haft saß, gestand vor dem Bezirksgericht seine Verwicklungen in die kriminellen Geschäfte. Er wurde zu vier Jahren Freiheitsstrafe verurteilt und muss eine Ersatzforderung von 171 Millionen Franken zahlen.
Das Rätsel um die verschwundenen Millionen
Die Ermittler stehen vor der Herausforderung, die verschwundenen Millionen ausfindig zu machen. Es wird vermutet, dass ein Großteil des Geldes in die Türkei transferiert wurde, um dort in Immobilien und andere Vermögenswerte investiert zu werden. Die türkischen Behörden haben bisher nicht auf Anfragen zur Beschlagnahmung von Vermögenswerten reagiert, was die Rückverfolgung der Gelder erschwert.
Neue Entwicklungen: Die Gecko Card
Nach dem Verschwinden von Antepay tauchte eine neue Bezahlkarte auf: die Gecko Card. Diese wirft erneut Fragen auf, da sie ähnliche Verbindungen zu illegalen Glücksspielen aufweist. Obwohl die Swiss Gecko AG jegliche kriminellen Absichten bestreitet, bleibt das Geschäftsmodell fragwürdig. Experten vermuten, dass es sich um einen Versuch handelt, das lukrative Geschäft mit illegalen Glücksspielen unter einem neuen Namen fortzusetzen.
Die Gecko Card ist strukturell ähnlich aufgebaut wie Antepay und nutzt vergleichbare Technologien, um Transaktionen abzuwickeln. Dies hat bei den Ermittlern den Verdacht geweckt, dass es sich um eine Fortsetzung des alten Systems handelt. Die Behörden prüfen derzeit, ob es Überschneidungen zwischen den beiden Karten gibt und ob die Verantwortlichen für Antepay auch hinter der Gecko Card stehen.
Die Auswirkungen auf den Schweizer Fußball
Der Skandal zeigt die potenziellen Gefahren im Sportmarketing und die Herausforderung, kriminelle Netzwerke zu entwirren. Die Enthüllungen werfen ein Licht auf die Notwendigkeit strengerer Kontrollen und größerer Transparenz im Umgang mit Sponsorenverträgen. Die Ereignisse um Antepay sind ein Weckruf für die gesamte Branche, ihre Praktiken zu überdenken und sicherzustellen, dass sie nicht unwissentlich kriminelle Aktivitäten unterstützen.
Die Auswirkungen des Skandals könnten weitreichend sein, nicht nur für den FC Zürich, sondern für den gesamten Fußball und den Schweizer Glücksspielmarkt. Es bleibt abzuwarten, wie die Liga und die Vereine auf diese Herausforderung reagieren werden und welche Maßnahmen sie ergreifen. Der Fall Antepay könnte als Katalysator für Veränderungen dienen, die dringend notwendig sind, um das Vertrauen der Fans und Sponsoren zurückzugewinnen.