2023 spülten Glücksspiele 2,48 Milliarden Euro in die staatlichen Kassen – ein leichter Rückgang von 3,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Doch der Zehnjahresvergleich offenbart ein anderes Bild: Seit 2013 verzeichneten die Einnahmen einen Zuwachs von 51,5 Prozent. Das gegensätzliche Ergebnis zeigt eine ungleiche Entwicklung der Branche, mit Gewinnern und Verlierern in verschiedenen Segmenten und Bundesländern.
Lotterien: Der Dauerbrenner
Lotterien bleiben der Top-Erfolgsfaktor bei den Glücksspiel-Einnahmen. 2023 flossen satte 1,77 Milliarden Euro in die Landeskassen – das sind 71 Prozent des Gesamtumsatzes. Im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 5,8 Prozent, gegenüber 2013 sogar ein beeindruckender Anstieg um 77 Prozent (von ca. 1 Milliarde Euro).
Klassische Lotterien sichern den Bundesländern eine verlässliche Einnahmequelle, besonders wertvoll in Zeiten knapper Kassen. Diese Milliardenbeträge fließen in öffentliche Projekte und Infrastrukturmaßnahmen.
Sportwetten: Leichter Rückgang, aber weiterhin bedeutende Einnahmenquelle
Sportwetten trugen 2023 mit 409 Millionen Euro zu den staatlichen Einnahmen bei – ein Rückgang von 5,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Vergleich zu 2013 (189 Millionen Euro) zeigen sich jedoch deutlich höhere Einnahmen.
Dieser leichte Rückgang könnte auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein: verschärfte Maßnahmen gegen Werbung, verstärkter Wettbewerb unter den Anbietern oder veränderte Spielgewohnheiten der Konsumenten. Trotz des Rückgangs bleiben Sportwetten eine starke Einnahmequelle für den Staat, wenngleich die zukünftige Entwicklung genau beobachtet werden muss.
Online-Glücksspiel: Ein schwieriges Jahr
Im Online-Glücksspielsegment zeigt sich ein differenziertes Bild, geprägt von deutlichen Rückgängen. Die Einnahmen aus virtuellem Automatenspiel brachen 2023 um 38,5 Prozent auf 264 Millionen Euro ein, verglichen mit 430 Millionen Euro im Vorjahr. Online-Poker verzeichnete ebenfalls einen Rückgang von 7,5 Prozent auf 30 Millionen Euro.
Die Entwicklungen stehen im Kontext des Glücksspielstaatsvertrags von 2021, der die Regulierung des Online-Glücksspiels neu ordnete und neben neuen Besteuerungsmöglichkeiten auch strengere Auflagen für Anbieter mit sich brachte.
Mehrere Faktoren könnten zu diesen Einbrüchen beigetragen haben. Ein möglicher Grund ist die zunehmende Sättigung des Marktes nach dem erstmaligen vollflächigen Zugang zu seriösen Online Casinos, die allerdings nur noch Spielautomaten anbieten.
Die strengeren regulatorischen Bedingungen haben möglicherweise auch zu einem Rückgang der Spielaktivität geführt. Darüber hinaus könnten veränderte Spielgewohnheiten und ein stärkerer Wettbewerb unter den Anbietern eine Rolle spielen.
Regionale Verteilung: Nordrhein-Westfalen an der Spitze
Die Lotterieeinnahmen verteilen sich recht ungleichmäßig auf die Bundesländer.
- Nordrhein-Westfalen: 535 Millionen Euro (22%)
- Bayern: 350 Millionen Euro (14%)
- Baden-Württemberg: 300 Millionen Euro (12%)
Die regional unterschiedliche Verteilung der Lotterieeinnahmen zeigt ein Zusammenspiel aus demografischen, sozioökonomischen und marketingbezogenen Faktoren. Nordrhein-Westfalen nutzt seine hohe Einwohnerzahl und gezieltes Marketing, um hohe Einnahmen zu erzielen.
In Bayern spielen die traditionelle Lotto-Kultur und das hohe verfügbare Einkommen der Bevölkerung eine wichtige Rolle. Baden-Württemberg sichert sich Platz 3 durch eine überdurchschnittliche Spielbeteiligung pro Kopf.
Kampf um den richtigen Kurs
Der Versuch, den Online-Glücksspielmarkt zu regulieren, produziert ein erwartungsgemäß kompliziertes Ergebnis. Die Suche nach dem richtigen Maß zwischen Spielerschutz und wirtschaftlicher Effizienz, die neuen Online Casinos immer noch Raum zum Bestehen gibt, ist noch nicht abgeschlossen. Die Einnahmenzahlen von 2023 zeigen, dass eine genaue Analyse der derzeitigen Vorschriften und ihres Einflusses auf den Markt extrem wichtig ist.
Stabilität mit Unsicherheiten
Die staatlichen Einnahmen aus Glücksspiel zeigen 2023 ein durchaus ambivalentes Bild: Die altbewährten Lotterien sichern stabile Einnahmen, während der noch junge Online-Sektor mit Einschränkungen zu kämpfen hat.
Die regionale Verteilung unterstreicht die ungleiche Verteilung des Glücksspiel-Wohlstands. Wie sich die – noch offenen – Fragen der Online-Regulierung entwickeln, wird entscheidend für die Zukunft dieses Bereiches sein. Die Wettrennen der Zahlen sind also noch lange nicht gelaufen.
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