Die Anzahl der bei Sport-Events ausgestrahlten TV-Spots von Glücksspielanbietern in GB ist laut dem Betting and Gaming Council (BGC) erheblich gesunken. Eine aktuelle Studie des BGC zur Glücksspielwerbung während der Fußball-WM bestätigt diesen Rückgang. So wurden während der Gruppenphase lediglich 110 Glücksspiel-Clips beim Sender ITV ausgestrahlt, der die Spiele live übertragen hat. Bei der WM 2018 seien es noch 167 TV-Spots in diesem Zeitraum gewesen, was einem Rückgang von 34 % entspricht.
Selbstauferlegtes Verbot von TV-Werbung
Der Rückgang der Glücksspielwerbung wird vom BGC als direkte Folge eines freiwilligen Verzichts der Glücksspielunternehmen gesehen. Im Jahr 2019 hatten sie angekündigt, während live übertragener Matches keine TV-Werbung mehr schalten zu wollen, wenn man in Casino Spielen echtes Geld gewinnen kann zu wollen. Dieses selbstauferlegte Verbot gilt seitdem von fünf Minuten vor Anpfiff bis fünf Minuten nach Abpfiff.
Aufgrund der geringeren Anzahl der 2022 aus Katar übertragenen Spiele sei die Verringerung der Glücksspielwerbung pro Spiel noch stärker ausgefallen. Während 2018 noch durchschnittlich 8,35 TV-Anzeigen pro Partie geschaltet wurden, habe sich die Anzahl in diesem Jahr auf 4,5 Anzeigen pro Live-Spiel reduziert.
Nutzen für Kinder und Jugendliche
Von dem Rückgang und dem Verzicht der TV-Werbung vor 21.00 Uhr profitieren laut BGC insbesondere Kinder und Jugendliche. Schon im vergangenen Jahr wurde festgestellt, dass sich die von Kindern gesehenen TV-Spots der Branche um 97 % reduziert hätten.
Zusätzlich haben die TV- und Radio-Anzeigen der BGC-Mitglieder im vergangenen Jahr um 85 % abgenommen. Die Anzahl der Online-Anzeigen sank um 95 % – ein positives Ergebnis, meint auch der BGC-Vorsitzende Michael Dugher. Dieser zeigte sich durch diese Daten bestätigt. In einem Statement erklärte er, dass zu Beginn der Weltmeisterschaft die üblichen Verdächtigen gesagt hätten, es gebe einen perfekten Sturm von problematischem Glücksspiel. Dies sei nun anscheinend nicht der Fall.
Neuregulierung des Glücksspiels in Großbritannien seit langer Zeit geplant
In Großbritannien wird auch über die Werbung für Glücksspiel hinaus seit längerem über eine schärfere Regulierung des Glücksspiels, vor allem für Online Spielbanken, diskutiert. Zu den geplanten Maßnahmen zählen Einzahlungslimits von 2 bzw. 5 GBP für Online-Spielautomaten und Bonitätsprüfungen der Spieler. Kritiker machen allerdings darauf aufmerksam, dass solch strenge Beschränkungen für den Spieler dazu führen könnten, dass er in attraktivere, aber nicht regulierte Schwarzmärkte abwandert.
Die Neuregulierung des Glücksspiels in Großbritannien ist aufgrund der Rücktritte von Premierminister Boris Johnson und später auch seiner Nachfolgerin Liz Truss ins Stocken geraten. Es ist daher unklar, wann es zu einem tatsächlichen Beschluss der neuen Richtlinien kommen wird und welche Maßnahmen letztendlich ergriffen werden.
Im Zuge des Amtsantritts von Rishi Sunak haben Branchenvertreter den neuen Premierminister zu maßvollen und vernünftigen Bestimmungen für die Glücksspielbranche aufgerufen. Medien kündigten kurz darauf jedoch an, dass Sunak drastische Verschärfungen der Richtlinien für das Online-Glücksspiel in Großbritannien vorsehe.