Immer wieder sind Berichte davon zu lesen, dass Online Casinos Spielern die Verluste zurückerstatten müssen. Es vergeht fast keine Woche, in der keine neue Meldung die Runde macht, dass sich Spieler beim Glücksspiel Geld zurückholen. Doch wann bestehen solche Erstattungsansprüche, wie haben Gerichte geurteilt und sieht die aktuelle Rechtslage aus?
Rechtslage und Rückforderungsmöglichkeiten
Seit dem Inkrafttreten des aktuellen Glücksspielstaatsvertrags (GlüStV 2021) am 1. Juli 2021 wurde das Online Glücksspiel in Deutschland zum Teil legalisiert.
Vorher waren Online Casinos illegal. Dies hielt viele Casino-Anbieter nicht davon ab, ihre Spiele hierzulande anzubieten und zu bewerben. Wer bei einem solchen Glücksspielanbieter gespielt und Verluste erzielt hat, kann das Geld unter Umständen erstattet bekommen.
Die Rechtsgrundlage bildet unter anderem das BGB. Nach § 134 BGB sind nämlich alle Verträge über illegale Waren und Dienstleistungen nichtig: Der Vertrag zwischen dem Spieler und dem Betreiber des Online Casinos ist somit unwirksam.
Beim Glücksspiel Geld zurückholen: Aktuelle Entwicklungen und EuGH-Verfahren
Seit der Legalisierung der Online-Glücksspiele und dem Bekanntwerden, dass die Möglichkeit einer Rückforderung besteht, rollen auf Online Casinos und Wettanbieter zahllose Klagen zu. Diverse Anwaltskanzleien haben sich auf die Klagen gegen Casinos spezialisiert und werben teils aggressiv für ihre Dienste.
Hier ist ein Auszug aus den bereits gefällten Urteilen und ausstehenden Entscheidungen, die die zukünftigen Entwicklungen beeinflussen können.
EuGH-Verhandlung am 9. April 2025: Entscheidung zu Rückforderungen bei illegalen Online-Casino-Spielen erwartet
Die Verhandlung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) am 9. April 2025 könnte ein entscheidender Wegweiser für die Rückforderung von Verlusten aus illegalen Online Casinos in Deutschland werden. Die Entscheidung betrifft die Vereinbarkeit des deutschen Glücksspielrechts mit EU-Vorgaben und könnte weitreichende Folgen für Spieler, Anbieter und Gerichtsverfahren haben.
Der EuGH wird sich dabei mit der grundlegenden Thematik befassen, inwieweit die deutschen Glücksspielverbote der Dienstleistungsfreiheit innerhalb der EU entgegenstehen.
Kommt der Europäische Gerichtshof zu dem Schluss, dass Anbieter ohne gültige Lizenz rechtswidrig tätig waren und daraus ein Rückzahlungsanspruch für Spielverluste resultiert, könnten zahlreiche laufende Verfahren vor deutschen Gerichten eine völlig neue Dynamik erhalten. Viele dieser Prozesse wurden bislang ausgesetzt – in der Hoffnung auf eine richtungsweisende Entscheidung aus Luxemburg, die für mehr rechtliche Klarheit sorgen soll.
Landgerichte verurteilen Tipico zur Rückzahlung von Verlusten aus Online-Sportwetten
In den letzten Monaten haben deutsche Gerichte in mehreren Grundsatzurteilen entschieden, dass der Sportwettenanbieter Tipico Verluste aus Online-Sportwetten zurückzahlen muss. Die Fälle belegen die klare Rechtslage bei illegalem Glücksspiel vor Juli 2021 und zeigen die hohen Erfolgschancen für betroffene Spieler.
- LG Lüneburg (29.01.2025) – 55.200€: Ein Spieler verlor zwischen 2014 und 2019 viel Geld über Tipicos deutschsprachige Website, darunter auch 400€ während eines Dänemark-Aufenthalts. Selbst Wetten aus Dänemark begründeten keinen Rechtsgrund für Tipico, da der Spieler seinen Lebensmittelpunkt in Deutschland hatte.
- Landgericht Bielefeld (20.03.2025) – 864.000€: Ein Spieler verlor diese Summe bei Online-Casinospielen und Sportwetten über Tipico. Da 113.000€ im Ausland verspielt wurden, reduziert sich die Rückzahlungspflicht auf 751.000€.
- Landgericht Saarbrücken (19.03.2025) – 28.000€: Diese Verluste entstanden zwischen 2016 und 2020 durch Online-Sportwetten. Tipico fehlte die deutsche Lizenz, und die Einzahlungslimits (max. 1.000 €/Monat) wurden ignoriert, sodass der Anbieter zur Rückzahlung verurteilt wurde.
Dies sind nur einige der Urteile, die Tipico betreffen, denn es gibt eine regelrechte Klagewelle gegen den Glücksspielanbieter. So manch ein Urteil dürfte dafür sorgen, dass Spieler beim Online-Glücksspiel ihr Geld zurück bekommen.
OLG Stuttgart bestätigt Verjährung von Rückforderungsansprüchen bei Online-Glücksspiel
Das Oberlandesgericht (OLG) Stuttgart hat in mehreren Grundsatzurteilen die Verjährungsfristen für die Rückforderung von Online-Glücksspielverlusten präzisiert.
- 5 U 101/23 – 24.05.2024: Das OLG Stuttgart bestätigte die 10-jährige Verjährungsfrist für Rückforderungen von Verlusten bis 2014. Das Gericht wies die Klage eines Spielers, der zwischen 2013 und 2019 knapp 9.084€ an einen maltesischen Anbieter verloren hatte, nicht ab, da der Anspruch noch nicht verjährt war.
- 5 U 149/23 – 12.04.2024 Hier urteilte das OLG, dass Einzahlungen vor 2020 verjährt sind, wenn der Spieler die Illegalität des Anbieters kannte oder hätte kennen müssen. Die 3-jährige Verjährung begann mit der Kenntnisnahme.
- 5 U 89/24 – 31.01.2025 Das Gericht bekräftigte erneut die 10-jährige Verjährungsfrist bei Verstößen gegen § 4 GlüStV. Es betonte, dass die Bereicherung des Anbieters durch unerlaubte Handlungen (§ 823 BGB) auch nach Verjährung des Schadensersatzanspruchs über § 852 BGB rückgängig gemacht werden kann.
OLG Hamm urteilt zur Rückzahlung von Spieleinsätzen bei Online-Glücksspiel
Auch das Oberlandesgericht Hamm hat bereits mehrere Urteile rund ums Geld zurückholen beim Glücksspiel gefällt. Hier die wichtigsten von ihnen:
- 21 U 116/21 – Urteil vom 21.03.2023: Eine Spielerin forderte 60.595,95€ zurück, die sie bei einem Online Casino ohne deutsche Lizenz verloren hatte. Das Gericht urteilte, dass die Verträge nichtig waren und dass das Casino das Geld zurück zahlen muss.
- 21 U 45/23 – Urteil vom 09.01.2024: Ein Spieler verlangte 15.000€ zurück, die er 2018-2020 bei einem maltesischen Anbieter verloren hatte. Das Gericht sprach dem Kläger eine teilweise Rückzahlung zu. Es bestätigte die Rückforderung, reduzierte jedoch die Zinsansprüche für Zahlungen vor September 2022.
Voraussetzungen für eine Rückforderung
Wer beim Glücksspiel Geld zurückholen möchte, kann dies nur tun, wenn gewisse Bedingungen gegeben sind.
- Fehlende Lizenz: Das Online Casino hat keine Lizenz der Gemeinsamen Glückspielbehörde der Länder. Es bietet seine Spiele somit hierzulande illegal an.
- Unwissenheit: Der Spieler wusste nicht, dass es sich um ein illegales Online Casino handelt. Wer bewusst in einem Casino ohne Lizenz spielt, könnte sich strafbar machen und mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen.
- Verjährungsfrist: Ansprüche lassen sich bis zu zehn Jahre rückwirkend geltend machen.
Können Spieler gegen Zahlungsanbieter vorgehen?
In dieser Hinsicht ist die Gesetzeslage heutzutage eindeutig: § 4 Abs. 1 S. 2 GlüStV 2021 besagt diesbezüglich:
“Das Veranstalten und das Vermitteln ohne diese Erlaubnis (unerlaubtes Glücksspiel) sowie die Mitwirkung an Zahlungen im Zusammenhang mit unerlaubtem Glücksspiel sind verboten.”
Bei Zahlungen, die vor dem Inkrafttreten der GlüStV 2021 an ein Online Casino erfolgten, sehen die Erfolgsaussichten eher gering aus. Es liegt zwar ein Urteil des Landgerichts Ulm vor, in dem der Zahlungsdienstleister PayPal im Dezember 2019 zur Zahlung von Schadensersatz verurteilt wurde. Allerdings gehen Experten davon aus, dass ist dieses nicht rechtskräftige Urteil in der höheren Instanz aufgehoben wird.
Das können Spieler tun
Ganz sind den Spielern die Hände aber trotzdem nicht gebunden. Wollen sie beim Glücksspiel Geld zurückholen, können sie zum Beispiel bei einer Kreditkartenzahlung an einen illegalen Glücksspielanbieter das Kreditkarteninstitut kontaktieren und eine Rückbuchung des Betrags (Chargeback) veranlassen – und zwar innerhalb von acht Wochen nach getätigter Zahlung.
Chargeback gibt es auch bei Zahlungsdiensten wie PayPal, Trustly und Klarna. Dieses Verfahren wird häufig bei fehlerhaften oder unrechtmäßigen Transaktionen angewendet und kann auch in Fällen von Überweisungen an illegale Online Casinos zum Tragen kommen.
Am besten Finger weg von illegalen Casinos
Trotz der Urteile, die zugunsten der Spieler gefallen sind, ist jede Klage eine Einzelfallentscheidung. Es ist keinesfalls gesagt, dass ein Spieler seine Verluste wieder erstattet bekommt. Im schlimmsten Fall folgen jahrelange Rechtsstreitigkeiten, die Zeit und Nerven kosten.
Um gar nicht erst in eine solche Situation zu kommen, sollten Glücksspielfans legale Online Casinos in Deutschland präferieren. Diese sind an der Lizenz der Gemeinsamen Glücksspielbehörde zu erkennen sowie an dem Eintrag in der offiziellen Whitelist der Regulierungsbehörde.
Lizenzierte Echtgeld Online Casinos dürfen nicht nur legal ihre Spiele in Deutschland anbieten, sie gewährleisten sichere Rahmenbedingungen für ihre Spieler. Bei den Anbietern mit GGL-Lizenz gibt es keine Casinos, die nicht zahlen, keine Gefahr der manipulierten Zufallsgeneratoren und kein Risiko von Datendiebstahl.
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