Das belgische Glücksspielgesetz von 1999 ist vom belgischen Verfassungsgericht mit sofortiger Wirkung außer Kraft gesetzt und soll durch ein neues ersetzt werden. Nach Deutschland wurden bereits in vielen anderen europäischen Ländern die nationalen Glücksspielgesetze in jüngster Vergangenheit reformiert. Aus Alt mach nun also Neu und Modern. So heißt es jetzt auch in Belgien, könnte man meinen. Dort aber gehen die Gesetzesänderungen in vielen Bereichen deutlich weiter bzw. sie zeigen in gänzlich andere Richtungen.
Das wirkungslose Gesetz wird abgelöst
In Belgien ist ab sofort das alte Gesetz aus dem Jahre 1999 nicht mehr gültig. Ein moderneres Glücksspielgesetz wurde dort zwar schon 2019 verabschiedet, war aber all die Jahre wirkungslos geblieben. Daher ist eine erneute Reformierung des Glücksspielgesetzes unausweichlich, weil das Online-Glücksspiel in Belgien erst einige Jahre nach 1999 boomte, somit aber im damaligen Gesetzesentwurf noch keine Rolle spielte.
Das neue Glücksspielgesetz wird sich besonders auf den Online-Glücksspielmarkt auswirken, der übersichtlicher gestaltet werden soll. Einzelne Spielkategorien wie Slots, Tisch- und Kartenspiele müssen dann klar voneinander abgegrenzt sein, wobei die Casinobetreiber ausnahmslos nur noch eine Art des Glücksspiels anbieten dürfen – entweder klassische Online-Casino-Spiele oder Sportwetten.
Wenn ein Buchmacher neben seinen Sportwetten also beispielsweise Slots anbieten möchte, dann muss er eine separate, eigenständige Webseite dafür einrichten, und er darf die beiden Portale nicht miteinander verlinken. Den belgischen Spielern darf die Einrichtung von zwei seitenübergreifenden Casino- bzw. Wettkonten ebenso wenig ermöglicht werden. Zudem dürfen sich die Domainadressen der beiden Glücksspielseiten nicht ähneln, müssen sich also deutlich voneinander unterscheiden.
Klare Abgrenzungen der Spielkategorien
Ob diese Maßnahmen sinnvoll sind oder nicht, wurde in Belgien bereits heftig diskutiert und kritisiert. Letztendlich aber wurde vom Gericht entschieden, dass sich die Trennung der Glücksspielarten positiv auf die Gefahren der Glückspielsucht auswirken könnten, was für diese Entscheidung maßgeblich gewesen sein soll.
Darüber hinaus begründete das Gericht seine Entscheidung damit, dass Spieler auf diese Art und Weise keine Spielangebote mehr offeriert bekämen, nach denen sie eigentlich gar nicht gesucht hatten. Außerdem: Wenn jemand gerne einen Tipp auf ein Sportereignis abgeben möchte, dann würde dieser eben nicht durch zum Beispiel verfügbare Slots abgelenkt und weiteres Geld investieren.
Änderungen im Online-Glücksspiel durch das neue Glücksspielgesetz werden auch sein, dass die Tisch- und Kartenspiele wie Online-Roulette, Online-Blackjack oder Baccarat nur noch auf Webseiten von konzessionierten landbasierten Spielbanken angeboten werden dürfen.
Belgische Lizenz für in- und ausländische Anbieter erforderlich
Wie in Deutschland können sich auch in Belgien sowohl inländische als auch ausländische Firmen um eine Lizenz für das Online-Glücksspiel bewerben. Die belgischen Spieler haben dadurch zu einigen anderen europäischen Ländern ein sehr viel größeres Angebot an erlaubten lizenzierten Online-Glückspielen.
Aktuell besitzen sämtliche neun belgische Spielcasinos, 41 Online-Casinobetreiber und 26 Online-Buchmacher eine Online-Glücksspiellizenz, die von der 1999 gegründeten belgischen Glücksspielkommission vergeben wurde.
Andererseits sind auf der sogenannten schwarzen Liste der belgischen Glücksspielkommission ganze 270 Anbieter aufgelistet. Darunter befinden sich auch bekannte Glücksspielportale wie Interwetten, Betfair, GGPoker und William Hill, die womöglich gegen diesen Ausschluss vom freien Wettbewerb angehen werden.