Pariser Spielclubs: Das Roulette-Rad dreht sich wieder – vorerst

Der Eiffel Turm in Paris und Menschen, die Roulette spielen.

Nach zweimonatiger Schließung durften am ersten Märzwochenende die Pariser Spielclubs wieder öffnen. Doch für wie lange und was bedeutet das für die zukünftige Regulierung des Glücksspiels in Frankreich?

In den eleganten Spielclubs von Paris, wo das leise Klappern der Chips und das Rauschen der Roulette-Kugel die Atmosphäre bestimmten, herrschte für zwei Monate Stille. Doch seit vergangenem Wochenende (01.03.2025) ist das Glücksspiel in der französischen Hauptstadt wieder zurück – zumindest vorläufig. Das Roulette-Rad dreht sich wieder, doch die Zukunft der Pariser Spielkultur bleibt ungewiss.

Ein Schock für die Branche: Die unerwartete Schließung

Im Januar 2025 traf die Nachricht ein wie ein Blitzschlag: Die sieben Pariser Spielclubs mussten ihre Türen schließen. Ein gescheiterter Gesetzesentwurf zur Legalisierung ihrer Tätigkeit hatte sie in eine rechtliche Grauzone manövriert und plötzlich standen die Existenz der Einrichtungen und die Arbeitsplätze von über 1200 Mitarbeitern auf dem Spiel.

Die Enttäuschung war groß, wie Grégory Rabuel, Generaldirektor der Barrière-Gruppe, gegen über Ouest-France betonte:

„Die Nachricht ist für uns ein Schock. Die Situation ist neu und verrückt. Wir haben überhaupt nicht damit gerechnet.“

Die Schließung bedeutete nicht nur den Verlust von Arbeitsplätzen und Einnahmen für die Betreiber, sondern auch den Verlust einer wichtigen kulturellen Institution für die Pariser Bevölkerung und den Wegfall von Steuereinnahmen für die Stadt in Höhe von schätzungsweise 50 Millionen Euro jährlich.

Es heißt wieder “Rien ne va plus” in Paris

Nach zwei Monaten der Stille in den Spielclubs kehrte im März 2025 die Hoffnung zurück. Ein neues Dekret, im Amtsblatt veröffentlicht, sicherte den Spielclubs – zumindest vorläufig – die Existenz. Der Staatsrat bestätigte die Wiedereröffnung, und die notwendigen Genehmigungen wurden erteilt.

Die Erleichterung bei den Betreibern und Mitarbeitern war riesig. Die Wiedereröffnung bedeutete nicht nur die Rettung von Arbeitsplätzen, sondern auch den Erhalt eines wichtigen Beitrags zum kulturellen und wirtschaftlichen Leben der Stadt. Schließlich zählt Paris zu den schönsten Casino-Städten in Europa – die Metropole hätte also einen Ruf zu verlieren.

Auch Grégory Rabuel freute sich über die Wiedereröffnung und bedankte sich bei den beteiligten Politikern für die schnelle Reaktion. Die Branche, so Rabuel, habe die Unterstützung des Innenministeriums und des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales sehr geschätzt.

Nur eine vorläufige Lösung

Trotz der Wiedereröffnung bleibt die Zukunft der Pariser Spielclubs ungewiss. Die aktuelle Genehmigung gilt nur bis 2027. Bis dahin muss eine langfristige Lösung für die Regulierung des terrestrischen Glücksspiels in Paris gefunden werden – eine Lösung, die sich bereits mehrfach verzögert hat.

Im Jahr 2018 genehmigte Präsident Macron die Spielclubs als Experiment. Es war der Versuch, den florierenden illegalen Glücksspielmarkt zu bekämpfen und gleichzeitig die Einhaltung strenger Vorschriften zu gewährleisten. Dieses Experiment, zunächst bis 2020 befristet, wurde zweimal verlängert, sollte aber eigentlich Ende 2024 auslaufen. Nun wird es wieder einmal hinausgezögert.

Exkurs in die komplizierte Geschichte des Glücksspiels in Paris

Die Geschichte der Pariser Spielclubs ist eng mit der komplizierten Glücksspielgesetzgebung Frankreichs verwoben. Jahrzehntelang waren Casinos in Paris und im Umkreis von 100 Kilometern verboten, mit kurzen Ausnahmen für sogenannte “Spielkreise” (“cercles de jeux”).

Spielclubs in Paris boten daher ein kontrolliertes Umfeld für Tischspiele wie Poker und Blackjack, im Gegensatz zu den oft unkontrollierten und illegalen Spielstätten, die sich in der Stadt ausbreiteten. Die strenge Regulierung, die den legalen Markt kennzeichnete, stand im extremen Gegensatz zum Schattenmarkt im Online Bereich, der jährlich schätzungsweise zwischen 748 Millionen und 1,5 Milliarden Euro Umsatz generierte.

Ausblick: Wie geht es nun weiter?

Die Situation der Pariser Spielclubs zeigt, wie komplex die Herausforderungen sind, vor denen die französische Glücksspielbranche steht. Der florierende Schwarzmarkt, insbesondere im Online Bereich, stellt eine große Bedrohung für den legalen Sektor dar.

Insgesamt hofft die komplette Branche auf mehr Rechtssicherheit, um langfristig planen zu können. Beispielsweise würden viele Betreiber gerne in die Modernisierung und den Ausbau der Spielstätten investieren. Die Unsicherheit hat jedoch bereits zu Spekulationen über mögliche Anpassungen des Geschäftsmodells geführt. Einige Gruppen erwägen, ihr Angebot zu erweitern, um den Fortbestand zu sichern, während andere die Notwendigkeit einer endgültigen Klärung der rechtlichen Situation betonen.

Die Debatte um die Legalisierung und Regulierung von Online Casinos ist daher von großer Bedeutung – einerseits um den Schwarzmarkt zu bekämpfen, andererseits um den Spielerschutz zu verbessern. Die Erfahrungen mit der Legalisierung von Online Casinos in Deutschland, wo ein ähnlicher Prozess stattgefunden hat, zeigen sowohl Chancen als auch Risiken auf, die für die französische Gesetzgebung relevant sein könnten.

Bis eine endgültige Lösung gefunden ist, werden die Spielclubs weiterhin in einer unsicheren Lage verharren. Ihre Wiedereröffnung ist ein Erfolg, jedoch ein Erfolg auf Zeit. Die Zukunft der Pariser Spielkultur wird sich in den kommenden Jahren entscheiden.

Avi Fichtner - Gründer und Redakteur von spielbank.com.de
Avi Fichtner Gründer und Redakteur von spielbank.com.deAktualisiert: 17.03.2025

Avi Fichtner hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Aus dem Interesse an Casino Spielen und Poker entstand ein Startup, das heute ein erfolgreiches Unternehmen im Glücksspiel-Bereich ist. Avi und sein Team testen professionell Online Casino Anbieter und teilen ihre persönlichen Erfahrungen. Avi lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Berlin und ist passionierter Taucher und Ausdauersportler.