Immer mehr Menschen suchen Hilfe in Selbsthilfegruppen, um ihre Spielsucht zu bekämpfen. Während Online-Glücksspiele leicht zugänglich sind, bieten Spielbanken eine kontrolliertere Umgebung. Doch der Bedarf an Selbsthilfe zeigt: Spielsucht ist ein ernstzunehmendes Problem.
Der Anstieg der Spielsucht: Ein verdrängtes Problem?
Der jüngste Anstieg der Spielsucht resultiert aus einem komplexen Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Leicht zugängliche Online-Angebote, aggressive Marketingstrategien und die Anonymität des Internets begünstigen die Entstehung und Verschlimmerung von Spielsucht. Die ständige Verfügbarkeit und oft undurchsichtigen Spielmechanismen erhöhen das Risiko des Kontrollverlusts.
Gleichzeitig verstärken soziale Faktoren wie Stress, Isolation und mangelnde sinnvolle Freizeitbeschäftigung die Anfälligkeit. Diese Dinge können als Auslöser für suchterzeugendes Verhalten dienen und Rückfälle begünstigen.
Die Spielbank Baden-Baden dient als Beispiel für ein Casino, die sich der Problematik aktiv stellt. Neben den gesetzlichen Vorgaben setzt Baden-Baden auf Selbst-Ausschlussprogramme, Informationsmaterialien und intensive Schulungen für Mitarbeiter. Die Kooperation mit Hilfsorganisationen und die Förderung verantwortungsvollen Spielens sind weitere Bausteine des Präventionsansatzes.
Dennoch schützt dieses kontrollierte Umfeld nicht vollständig vor Suchtverhalten. Auch in Spielbanken kann es zu Kontrollverlust und problematischem Spielverhalten kommen. Wer sich über seine Finanzen und Gefühle jedoch im Klaren ist und gut einordnen kann, dass das Spiel keine falsch interpretierte Bewältigungsstrategie darstellt, sondern etwas freudvolles ist, für den sind zum Beispiel legale Online Casinos der richtige Ort.
Kinder und Jugendliche im Fokus: Ein besonderer Schutzbedarf
Kinder und Jugendliche sind besonders gefährdet. Ihr noch unreifes Gehirn, die fehlende Impulskontrolle und ihre Anfälligkeit für manipulative Marketingstrategien machen sie anfällig. Der Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV) regelt zwar den deutschen Online-Glücksspielmarkt und beinhaltet Maßnahmen zum Jugendschutz, greift aber bei subtilen Mechanismen wie Lootboxen oft zu kurz. Daher ist es erfreulich, dass es die Diskussion um Lootboxen nun endlich auch in den Bundestag geschafft hat.
Selbsthilfegruppen als Anker in der Krise
Für viele Spielsüchtige sind Selbsthilfegruppen ein wichtiger Anker in der Krise. Sie bieten einen geschützten Raum, in dem Betroffene ihre Erfahrungen austauschen, sich gegenseitig unterstützen und von den Strategien anderer profitieren können. Der Austausch mit Gleichgesinnten, die ähnliche Probleme meistern, ist oft der Schlüssel zur Bewältigung der Sucht.
Selbsthilfegruppen ermöglichen es den Teilnehmern, ihre Scham und ihre Schuldgefühle zu überwinden, sich verstanden und akzeptiert zu fühlen und neue Perspektiven zu entwickeln. Die Gruppen bieten nicht nur emotionale Unterstützung, sondern vermitteln auch praktische Strategien zur Bewältigung von Spielgelüsten und helfen bei der Entwicklung gesunder Bewältigungsmechanismen.
Arten von Selbsthilfegruppen: Das Angebot an Selbsthilfegruppen ist vielfältig. Es gibt Gruppen, die sich auf spezifische Spielformen konzentrieren (z.B. Sportwetten, Online Casinos), andere richten sich an bestimmte Altersgruppen oder bieten spezielle Angebote für Frauen oder Männer an.
Manche Gruppen treffen sich regelmäßig in Präsenz, andere bieten Online-Gruppen an, die mehr Flexibilität ermöglichen. Es gibt auch Gruppen, die von professionellen Therapeuten begleitet werden, während andere auf dem Prinzip der Peer-to-Peer-Unterstützung basieren.
Aufnahme in eine Selbsthilfegruppe: Die Aufnahme in eine Selbsthilfegruppe ist in der Regel unkompliziert. Oft genügt eine Kontaktaufnahme per E-Mail, Telefon oder über die Webseite der jeweiligen Gruppe. Ein persönliches Gespräch kann im Vorfeld hilfreich sein, um die Erwartungen zu klären und sicherzustellen, dass die Gruppe den individuellen Bedürfnissen entspricht.
Es gibt in der Regel keine formalen Aufnahmebedingungen, die Mitgliedschaft ist freiwillig und unverbindlich. Die meisten Gruppen betonen die Vertraulichkeit und das Prinzip der gegenseitigen Achtung und Unterstützung.
Grenzen von Selbsthilfegruppen: Selbsthilfegruppen können keine professionelle Therapie ersetzen. Sie sind kein Ersatz für eine medizinische oder psychotherapeutische Behandlung, die in vielen Fällen notwendig ist. Die Gruppen sind auf die Mitarbeit der Mitglieder angewiesen und funktionieren am besten, wenn eine positive Gruppendynamik herrscht.
Ein Beispiel für den erfolgreichen Weg aus der Spielsucht durch Selbsthilfe ist Stefan Börner (Quelle: MDR Sachsen-Anhalt, ,,Game Over: Ehemals Glücksspielsüchtiger aus Halle hilft anderen Betroffenen”, 26. November 2024). Nach jahrelanger Spielsucht und einer Gefängnisstrafe gründete er die Selbsthilfegruppe ,,Game Over” und unterstützt nun selbst andere Betroffene.
Seine Geschichte zeigt, dass Selbsthilfegruppen ein wichtiger Bestandteil der Genesung sein können. Sie bieten jedoch nur einen Teil eines weitreichenden Therapieansatzes. Eine Kombination aus professioneller Hilfe und der Unterstützung in einer Selbsthilfegruppe bietet oft die besten Chancen auf einen nachhaltigen Erfolg.
Gemeinsames Handeln gegen die Spielsucht
Der Schutz gegen Spielsucht erfordert ein gemeinsames Engagement von Politik, Gesellschaft und Wirtschaft. Auch wenn die Google Werberichtlinien illegale Glücksspielwerbung bereits eindämmen, gibt es noch viel zu tun.
Weitere bzw. verbesserte Regulierungsmaßnahmen für deutsche Online Casinos, Prävention und Aufklärung sowie die Unterstützung von Selbsthilfegruppen und professionellen Therapieangeboten sind unerlässlich. Nur dann kann davon ausgegangen werden, dass alle Instanzen ihrer Verantwortung im Kampf gegen die Spielsucht gerecht werden.